Inkontinenz – Wenn die Blase nicht dicht hält!

Von Inkontinenz oder Blasenschwäche sind rund 12,5% der österreichischen Bevölkerung betroffen. Viele gehen aus Scham nicht zum Arzt, dabei gibt es viele hilfreiche Therapien. Erfahre in unserem Blog alles über Inkontinenz und was Betroffene tun können.

Frau mit Inkontinenz

Was ist Inkontinenz?

Inkontinenz, landläufig auch als Blasenschwäche bezeichnet, meint den Verlust oder das Nichterlenen der Fähigkeit, Urin verlustfrei in der Harnblase zu speichern und selbst Ort und Zeit der Entleerung zu bestimmen.
Die internationalen Inkontinenzgesellschaft erweitert die Definition und spricht von einem Zustand, bei dem ungewollter Harnverlust objektiv festgestellt werden kann und ein soziales oder hygienisches Problem darstellt.
Bereits der Verlust eines einzelnen Tropfen Harns wird als Harninkontinenz bezeichnet.
Blasenschwäche verursacht bei den Betroffenen ein starkes Schamgefühl, viele versorgen sich selbst mit Einlagen und gehen nicht zu einem Arzt. Daher kann die Zahl der Betroffenen nur geschätzt werden.

Alte Frau mit Einlage bei Inkontinenz

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Man nimmt an, dass derzeit rund eine Million Menschen in Österreich an einer Harninkontinenz leiden.
In Behandlung begeben sich davon nur ungefähr 15 %.
Betroffen sind etwa jede neunte Frau und jeder 40. Mann zwischen 45 und 65 Jahren. Frauen leiden in jüngeren Jahren aufgrund anatomischer Gegebenheiten öfter an Blasenschwäche, als Männer. Im Alter gleicht sich diese Zahl wieder aus.

Normale Funktion der Harnblase

In der gesunden Blase wird der Harn zunächst gesammelt und danach willkürlich geleert.
Damit das Organ voll funktionsfähig ist müssen drei Voraussetzungen gegeben sein:

  • Die Blase muss eine funktionsfähige Struktur aufweisen.
  • Es darf keine Nervenschädigung der versorgenden Nerven vorliegen.
  • Die Steuerung des Blasenentleerungsreflexes durch Gehirn und Rückenmark muss funktionieren.

Die Harnblase besteht aus einem komplexen Gebilde von Muskeln, die durch verschiedene Teile des Nervensystems gesteuert wird.
Während der Füllung entspannt sich die Wandmuskulatur und es kommt zu einem Anspannen der Schließmuskulatur.
Während der Entleerungsphase kommt es zu einer Umkehr der Spannungen in den Muskeln
Die Wandmuskulatur der Harnblase zieht sich zusammen, um den Harn aus der Blase auszutreiben und die Schließmuskulatur entspannt sich, um eine ungehinderte Passage des Urins zu ermöglichen.

Arten der Harninkontinenz

Es gibt viele verschiedenen Formen der Harninkontinenz.
Die drei häufigsten sind:

Belastungsinkontinenz

Damit gemeint ist ungewollter Harnverlust ohne bestehenden Harndrang beim Husten, Niesen, Lachen oder anderen körperlichen Aktivitäten.
Der Auslöser dieser Form der Inkontinenz ist ein nicht ausreichender Verschluss der Harnröhre.
Normalerweise ist der Verschlussdruck in der Harnröhre größer als der Blaseninnendruck. Steigt der Druck im Bauchraum bei körperlicher Aktivität, beim Niesen, Husten oder Lachen, dann wird der auf die Harnblase entstehende Druck auf den Blasenhals und den Anfang sowie Mittelteil der Harnröhre umverteilt. Dadurch wird der Verschlussmechanismus stärker. Der Harn bleibt in der Blase.
Wenn diese Druckverteilung nicht funktioniert, dann wirkt der gesamte Druck nur auf die Harnblase und es kommt zu Harnverlust.

Belastungsinkontinenz tritt häufig bei Frauen nach mehrfachen Geburten auf. Diese bewirken nämlich ein Erschlaffen des Beckenbodens und des Bandapparats der Organe des kleinen Beckens.
Beim Mann kommt diese Form der Inkontinenz meistens durch traumatische Schädigung des äußeren Blasenschließmuskels, bei Operationen (Prostataentfernung) oder Unfällen zustande.

Dranginkontinenz

Wenn die Steuerung des Blasenentleerungsreflexes gestört ist, kommt es während der Füllungsphase der Blase zu einer übermäßigen Stimulierung der Blasenwandmuskulatur. Das führt zum Zusammenziehen und dadurch zu Harndrang.
Häufig erfolgt dann ein drangbedingtes Einnässen.
Ursachen für diese Form der Blasenschwäche sind meist lokale entzündliche Prozesse (Blasenentzündungen), Diabetes Mellitus, Übergewicht oder Schädigung an den Nerven welche die an der Blasenentleerung beteiligten Muskeln steuern (Morbus Alzheimer, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Schlaganfälle).
Im Alter tritt diese Form der Blasenschwäche oft mit unzureichend effizienten Verschlussmechanismen der Harnröhre auf. Man spricht dann von Mischinkontinenz.

Überlaufinkontinenz

Eine über längere Zeit übervolle Harnblase führt zu einem kontinuierlichen Harnverlust, wenn der Druck innerhalb der Harnblase den Verschlussdruck der Harnröhre übersteigt.
Zu einer Überfüllung der Blase kommt es meistens aufgrund von Abflusshindernissen, wie z.B. einer gutartigen Vergrößerung der Prostata mit zunehmendem Alter.
Weitere, aber seltenere, Ursachen sind eine hochgradige Verengung der Harnröhre oder Schädigung des Nervs, der für die Kontraktion der Blasenwandmuskulatur bei der Entleerung zuständig ist, bei unzureichend behandeltem Diabetes Mellitus.
Als Spätfolge kann die Überfüllung der Blase durch den Rückstau von Harn in die Niere zur Zunahme einer möglicherweise bestehenden Niereninsuffizienz führen.

Hilfe bei Blasenschwäche

Wichtig ist vor allem, dass sich Betroffene bewusst machen, dass sie sich für eine Harninkontinenz nicht schämen müssen. Sie kann bei jedem Menschen im Laufe seines Lebens auftreten.
Der Gang zum Arzt lohnt sich, da die meisten Formen von Blasenschwäche sich mit physiotherapeutischen, medikamentösen oder operativen Möglichkeiten behandeln lassen.
Betroffene sollten alle zur Verfügung stehenden Optionen nützen. Dann können Sie einen großen Teil der Lebensqualität zurückgewinnen.
Unbehandelte Inkontinenz führt nicht selten zum sozialen Rückzug und einer Vereinsamung der betroffenen Personen.
Dabei gibt es viele Möglichkeiten der Behandlung:

Nichtoperative Methoden

  • Beckenbodentraining unter professioneller Anleitung durch z.B. eine/n Physiotherapeuten/in.

Portrait of happy young Caucasian woman wearing sportswear doing pelvic muscle exercise lying on mat and smiling in gym

  • Elektrostimulation der Muskulatur des Beckenbodens durch einen Impuls welcher ein Zusammenziehen der Muskeln auslöst als zusätzliche Maßnahme am Beginn des Beckenbodentrainings.
  • Medikamente, die eine Steigerung der Spannung der Harnröhrenmuskulatur und damit zu einem erhöhten Verschlussdruck bewirken.
  • Mechanische Hilfsmittel wie Pressare, Harnröhrenstöpsel oder Tampons können in Einzelfällen als situativer Ersatz während dem Sport verwendet werden.
  • Lifestyle-Änderungen wie z.B. Nikotinkarenz (Husten), Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Personen oder Vermeidung von schwerer körperlicher Anstrengung (v.a. bei Belastungsinkontinenz).
  • Behandlung auslösender Ursachen wie z.B. Entzündungen, Obstruktionen oder das Absetzen bzw. Reduzieren von Medikationen, die eine Inkontinenz fördern.
  • Verhaltenstherapie durch
    • Aktive Verlängerung von kurzen Klo-Intervallen (Miktionstraining)
    • Anpassen der Blasenentleerung an das individuell vorhanden Harnblasenvolumen (Toilettentraining)

Operative Methoden

Zusätzlich gibt es eine Vielzahl an operativen Therapiemöglichkeiten, die als letzte Option angewendet werden können.

Zum Schluss

Falls Sie von Blasenschwäche betroffen bist – hol dir Hilfe beim Arzt!
Wir wünschen auf alle Fälle gute Besserung!

 

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