Was ist Zöliakie?
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Verdauungstraktes, dessen Ursprung in einer Glutenunverträglichkeit liegt.
Gluten ist das Klebereiweiß in den meisten bei uns üblichen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste und Hefe.
Von der herkömmlichen Zöliakie abzugrenzen sind die Glutensensitivität und die Weizenallergie.
Glutensensitivität:
Die Symptome sind meist weniger intensiv ausgeprägt. Kleine Mengen an Gluten werden im Gegensatz zur Zöliakie oft ohne Auswirkungen vertragen.
Es kommt zu keiner Reaktion des Immunsystems, also zu keiner Bildung von Antikörpern.
Die Diagnose wird anhand eines Ausschlussverfahrens gestellt, wenn weder eine Zöliakie noch eine Weizenallergie nachgewiesen werden kann.
Weizenallergie
Das Immunsystem reagiert auf bestimmte Allergene im Weizen und bildet Antikörper.
Symptome sind Schwellungen der Atemwege und Hautrötungen in direktem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme.
Zeitverzögert auftretende Verdauungsbeschwerden sind ebenfalls möglich.
Die Diagnose erfolgt durch übliche Allergietests, wie den Haut-Prick-Test. Dabei bingt man standardisierte Tropfens einer Allergenlösung auf die Haut auf. Reagiert die Haut, gilt das als Nachweis spezifischer Antikörper im Blut.
Daten und Fakten
Von einer Glutenunverträglichkeit betroffen sind durchschnittlich etwa 1 % der Bevölkerung, wobei dieser Prozentsatz regionalen Schwankungen unterliegt. Der Wert bezieht sich außerdem auf Regionen, in denen ein Hauptteil der üblichen Ernährungsweisen glutenhaltige Lebensmittel beinhaltet.
In Österreich liegt die Häufigkeit von Glutenunverträglichkeit bei ca. 1/150.
Die Zöliakie bricht meistens im Säuglingsalter oder zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr aus. Frauen sind häufiger betroffen, als Männer.
Zöliakie und andere Erkrankungen
Zöliakie kann in Verbindung mit anderen Erkrankungen auftreten.
Beispiele sind Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 und Hashimoto Thyreoiditis.
Zudem zeigt sich ein gehäuftes Auftreten bei Menschen mit Trisomie 21 (Downsyndrom).
Durchgeführte Studien anhand von ausgewerteten Blutkonserven vergleichbarer Bevölkerungsgruppen ergaben, dass sich im Zeitraum von 1950-2005 die Anzahl der Erkrankten verfünffachte.
Diagnose
Diagnostiziert wird eine Zöliakie mithilfe der Symptomatik und körperlichen Verfassung.
Mit einem Test werden die Gewebstransglutaminase-Antikörper gemessen, also die Abwehrstoffe gegen das Enzym, das die Aufnahme von Gluten im Dünndarm gewährleistet.
Außerdem wird für die Diagnose Dünndarmgewebe mittels mikroskopischer Gewebeuntersuchung analysiert.
Teilweise sind zusätzlich Antikörperbestimmungen oder ein Nachweis von bestimmten prädisponierenden Faktoren nötig.
Wie macht sich Zöliakie bemerkbar?
Die bekanntesten Symptome der Zöliakie sind jene, die den Verdauungstrakt betreffen, wie Unterernährung, unerklärlicher Gewichtsverlust, häufige Blähungen und Durchfälle.
Glutenunverträglichkeit verursacht aber nicht nur Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, sondern kann am und im ganzen Körper Probleme auslösen.
Relativ häufige Manifestationen sind:
- Eine Anämie mit typischen Symptome der Blässe, Abgeschlagenheit und einem Leistungsknick mit eventueller Kurzatmigkeit.
- Eine auch bei relativ jungen Menschen auftretende Osteoporose, die zu Knochenbrüchen ohne wesentliche Gewalteinwirkung führen kann.
- Eine Infertilität, die sich durch das Ausbleiben einer Schwangerschaft bei bestehendem Kinderwunsch bemerkbar macht.
- Dermatitis Herpetiformis bei der es zur Bildung roter Bläschen an der Hautoberfläche kommt. Diese Bläschen finden sich v.a. im Bereich der Schultern, an den Streckseiten der Extremitäten, im Bereich des Gesäßes und des Bauches.
- Wachstumsprobleme die sich v.a. im Kindesalter zeigen.
Weniger Häufige Begleiterscheinungen sind eine reaktive Arthritis, Hepatitis, Fehlgeburten, Entzündungen am Herzen und Gangunsicherheiten.
Was spielt sich im Körper ab?
Zöliakie wird als eine Mischung aus Allergie und Autoimmunerkrankungen definiert. Die Allergie gegenüber den Bestandteilen des Glutens bildet den Anfang, die Reaktion des Immunsystems führt zur Ausprägung der Symptome.
Genauer gesagt kommt es zur Bindung der speziellen Eiweißstrukturen des Getreides an Bestandteile der Darmschleimhaut. Es folgt eine chemischen Veränderung Proteine und eine Reaktion mit speziellen Lymphozyten. Dadurch wird die Bildung entzündungsfördernder Stoffe ausgelöst.
Weiters kommt es zur Bildung von Antikörper gegen körperfremde und körpereigene Antigene.
Als Folge der Entzündungsreaktion sowie der Bildung von Antikörpern kommt es zu einem Absterben von Dünndarmschleimhautzellen und im weiteren Verlauf zu einem zunehmenden Verlust der für die Aufnahme von Nährstoffen wichtigen Beschaffenheit der Schleimhaut.
Vorbeugen macht Sinn!
Besonders vorsichtig sollen Familien mit bereits bekannten Zöliakiefällen wein. Die Erkrankung steht in Zusammenhang mit einer genetisch bedingten Vorbelastung.
Eine mögliche Maßnahme ist ein Bluttest, mit dem eine möglicherweise bestehende aber noch nicht ausgebrochene Zöliakie diagnostiziert werden kann.
Dabei wird bestimmt, ob eine Anomalie im HLA-DQ2 Genort vorliegt. Eine Studie hat gezeigt, dass Kinder mit einer solchen Anomalie in rund 38 % der Fälle im späteren Lebensverlauf an Zöliakie erkranken.
Nachdem eine Anomalie festgestellt wurde, kann sofort mit einer glutenfreien Kost gestartet werden. Dadurch kann der Ausbruch der Erkrankung verhindert werden und von Langzeitfolgen, wie z.B. Wachstumsprobleme im Jugendalter, vorgebeugt werden.
Aussagen, dass eine geringe Zufuhr an Gluten zwischen dem 5. Und 7. Lebensmonat während des Stillens gut für das Kind sind, wurden auf Basis von Langzeitstudien widerlegt.
Das kannst du bei Zöliakie tun:
Die einzige kausale und auch derzeit wirksame Therapiemöglichkeit ist der völlige Verzicht auf Gluten.
Dies kann erreicht werden durch Weglassen von Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel und deren botanische oder durch Kreuzung entstandenen Verwandten.
Ersatzweise kann auf Buchweizen, Hirse, Mais, Reis, Kartoffeln und andere glutenfreie Produkte zurückgegriffen werden.
Glutenfreie Produkte sind im Handel durch einen Aufdruck gekennzeichnet.
Für alle Betroffenen gibt es die Möglichkeit ein kostenloses Zöliakie-Handbuch der österreichischen Gesellschaft für Zöliakie zu erwerben, in dem Tipps, Nahrungsmittel und Rezepte zusammengefasst und aufbereitet sind.
Das macht die Forschung:
Gentechnisch veränderte Pflanze
Forschern ist es außerdem gelungen eine gentechnisch veränderte Pflanze herzustellen bei der es zu keinem vorhanden sein der Proteine kommt die für die Immunreaktion gegen Gluten verantwortlich sind.
Dieses Wissen um die Zucht kann aber aufgrund der Bestimmungen des europäischen Gerichtshofes zum Thema „Gentechnik“ nicht verwendet werden da die sog. „Genschere“ die verwendet wurde um das Erbgut zu verändern unter diesen Erlass fällt.
Enzymtherapie
Forschungsarbeiten zu weiteren Behandlungsmöglichkeiten bestehen in der Enzymtherapie, bei der versucht wird, bestimmte Enzyme von Pflanzen und Mikroorganismen zu isolieren, die das für den Körper bei Zöliakie schädliche Gliadin spalten und somit resorbierbar machen.
Die Herstellung dieses Enzyms ist allerdings sehr ressourcenaufwendig und die Langzeitergebnisse müssen erst geprüft werden.
Weitere Studien
Andere Forschungen befinden sich oft noch im experimentellen Stadium, haben erhebliche Nebenwirkungen oder wurden in diesem Zusammenhang noch nicht am Menschen getestet, weshalb es noch keine Informationen über die möglichen Schäden oder Langzeitfolgen gibt.
Zusammenfassung:
Zöliakie ist eine Mischung aus Allergie und Autoimmunerkrankungen.
In Österreich ist rund 1 % der Bevölkerung betroffen, wobei die Zahl der Erkrankten in den letzten Jahren ansteigt.
Neben Beschwerden im Magen-Darm-Trakt kann Zöliakie eine Reihe weiterer Symptome auslösen.
Die einzige wirksame Therapie besteht darin, auf glutenhaltige Getreidesorten und Produkte daraus zu verzichten.
In der Forschung wird an hilfreichen therapeutischen Ansätzen gearbeitet, diese sind bis jetzt aber noch nicht ausgereift.